Dienstag, 17. September 2013

Vinyl Lovers (2): Jonathan Fischer, Journalist, Trikont-Chefcompiler, Groove-Reisender


"In Deutschland gibt es nicht viele Musikjournalisten, die ein so tiefgründiges Fachwissen afroamerikanischer Musik haben wie Jonathan Fischer. Er spürt in den Ghettos von Los Angeles oder den Townships von Soweto neue Musiktrends auf, bevor sich diese auf ihren Siegeszug um die Welt machen". So hat die Jury des "Goldenen Prometheus" vor sieben Jahren die Nominierung des Münchners als "Printjournalist des Jahres" begründet. Den Preis hat der Musikliebhaber leider nicht bekommen, dafür aber gewinnt er seit Jahren mit seinen interessanten Texten die Aufmerksamkeit seiner Leser. Die freuen sich über Fischers punktgenaue Sprache und über spannende Reportagen aus den Musik-Hauptstädten der Welt. 

Jonathan Fischer: Boxender Journalist,
Musikliebender Maler, Raritäten-DJ
Wenn man in den letzten Jahren in den Feuilletons deutscher Tageszeitungen ausnahmsweise mal etwas über afroamerikanische Kultur im weitesten, die unterschiedlichen Spielarten "schwarzer Musik" im engeren Sinne gelesen hat, dann stand eigentlich immer ein Name darunter: Jonathan Fischer, ob nun in der "Süddeutschen Zeitung", der "FAZ" oder der "Zeit". Um einen Einblick in die lesenswertesten Musiktexte des deutschen Zeitungsmarkts zu bekommen, sei die Zusammenstellung wenigstens einiger seiner Artikel auf der Homepage des umtriebigen "Sound-Schnüfflers" unbedingt und dringend empfohlen. Die Reise geht vom Cajun über den Gospel und Blues, bis zu Soul, Funk und Rap; von New Orleans über Bamako nach Ägypten und wieder zurück nach München.

Dort legt Jonathan regelmäßig auf - einen Musikmix, wie er in Deutschland wohl seinesgleichen sucht: Soul, Reggae, Cumbia. Und als wäre das nicht schon genug für eine ausgefüllte Woche, schafft es Fischer auch noch zu malen (und zwar professionell), zu boxen und den ein oder anderen Sampler für das wunderbare Münchner Label Trikont zusammenzustellen. Auf 18 bisherige Compilations hat es der versierte Kenner der Musikmaterie inzwischen gebracht. Und diese Zusammenstellungen lohnen sowohl wegen der seltenen, gesuchten und inspirierenden Tracks als auch wegen der informativen Liner Notes. Umso mehr freu ich mich, dass Jonathan - gerade von einem weiteren Trip zurückgekehrt  - Zeit gefunden hat, uns den "Vinyl Lovers"-Fragebogen auszufüllen. Danke, Jonathan.


Wann und wie bist du plattensüchtig geworden?
War eher Musik- als Platten-süchtig, aber die LP war eben das Format der Zeit und die tollen Klappcover gaben in der Prä-Video-Ära endlos Stoff zum Fantasieren her...

Was war deine erste Platte?
Status Quo "Blue For You". Meine erste "schwarze" Platte: "American Folk And Blues Festival".

Wie viele Platten hast du insgesamt?
Circa 20 000 Vinylplatten, CDs habe ich nie gezählt.

Was ist deine rarste/teuerste Platte? Und welche Platte bedeutet dir am Meisten?
Ich bewege mich nicht auf den einschlägigen Börsen, weiß nur, dass ich mal 200 Pfund für eine Mike James Kirkland LP  gezahlt habe. Als Soulfan bedeutet mir am meisten: Lou Courtney "I'm In Need Of Love" und alles von O.V. Wright. 

Deine Top 10 aus deiner Plattensammlung
Top 10 Singles in keiner spezifischen Reihenfolge:
George Perkins And The Silverstars "Crying In The Streets"
Luther Ingram "I Can't Stop"
The Knight Bros "Sinking Low"
Sam Baker "It's All Over"
Lynn Vernado "Second Hand Love"

Beschreib doch mal deine Sammlung in 3-5 Worten:
Soul-Blues-HipHop-Latin-Afrika.

Wo hast du schon aufgelegt / wo bist du regelmäßig zu hören? 
Alle Münchner Clubs vom damaligen Babalu über Substanz bis Parkcafe. Momentan mit "Milla Tropical" ( monatlich im Milla, München, und mit "The Big Soul Bowl" zweimonatlich im Pimpernel, München. Bester Münchner Club: Substanz zu seinen Anfangstagen, als die Leute zu Blues auf den Tischen getanzt haben... Momentan: Milla.

Wo gehst du auf Platten-Suche?
Meine Platten habe ich fast sämtlich in großen Thriftstore-Koffern von meinen Trips aus Louisiana, New Orleans, Memphis, Nashville mitgebracht. Im Internet kaufe ich nichts - mir macht das Wühlen Spaß.

Was war dein skurrilstes/schrägstes Plattenerlebnis (beim Plattenkaufen/-auflegen)?
Soul im Max-Emanuel in München: Einige der Besucher zücken ihren Geldbeutel sobald ihnen eine Single besonders gut gefällt, und blättern solange die Scheine nach ("ich muss die heute nacht noch meiner Frau vorspielen"), bis ich widerwillig einschlage... / Schwarze Frau im Soul City: "Hey lass mich die Single sehen... das ist mein Bruder der da singt! Ich fasse es nicht..."

Mit wem würdest Du gerne mal essen gehen (lebende oder bereits gestorbene Personen)?

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