Montag, 30. September 2013

Charles Bradley: Soul of America


Es ist eine dieser Lebensgeschichten, die man kaum glauben kann. Ein Musik-Märchen, das sich Hollywood-Drehbuchautoren nicht besser, dramatischer, spannender hätten ausdenken können. Wer "Searching for Sugarman" mochte, wird auch "Soul of America" lieben. Denn die Lebensgeschichte von Charles Bradley ist genauso emotional und unfassbar.

Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte
Quelle: imdb.com

Von der Hochhaussiedlung in Brooklyn in die Top 50 Alben des "Rolling Stone" 2011. Nach 42 Jahren, in denen Bradley der Durchbruch als Sänger verwehrt bleibt, veröffentlicht er mit 62 Jahren sein Debütalbum - und ist seitdem einer der angesehensten Soulsänger unserer Zeit. "Charles Bradley - Soul of America" erzählt von der Entstehungsgeschichte seines Erstlingswerks "No Time For Dreaming" und von Bradleys Leben: von der Mutter verlassen, führt er schon als Jugendlicher ein Dasein in Armut. Mit 14 Jahren versucht der Junge, die kalten Winternächte in U-Bahnen zu überleben; er schrammt knapp an der Drogenabhängigkeit vorbei und macht eine Ausbildung zum Koch. Und dann beginnt die musikalische "Karriere". Da er aussieht und singt wie James Brown, tritt er fortan als "Black Velvet - James Brown Junior" auf. Bradley tingelt fast ein halbes Jahrhundert lang mit Perücke und Cape wie sein großes Vorbild durch die Clubs und Kneipen Brooklyns  - und singt die Hits des Soul Brother Nr. 1.


Charles Bradley in seinem Element
Quelle: thegridto.com
Bis er an seinem 62. Geburtstag beschließt, sich selbst neu zu erfinden. Endlich probiert er, mit eigenen Songs erfolgreich zu sein - und hat damit schließlich Erfolg. Wie Bradley sich den Schmerz und das Leid aus der Seele singt, sieht man in diesen 75 Minuten. Und selten ist ein Dokumentarfilm seinem Protagonisten so nahe gekommen - selten ist man als Zuschauer so privat, so persönlich mit dabei, selten auch hat ein Sänger so ehrlich und offen über sich, sein Leben und seine Probleme gesprochen. 


Wir begleiten Bradley, dessen Leben sich einzig und allein um seine Mutter dreht, beim Schuhe kaufen, beim Frisör, im vollgerümpelten Keller und sind auch mit dabei, wenn eine Privatlehrerin versucht, Bradleys Lese - und Schreibniveau, das mit dem eines Erstklässlers vergleichbar ist, zu verbessern. Und natürlich sehen wir den Star, der eigentlich alles andere als ein Star ist, in seinem Element auf der Bühne. Wir sehen den Schweiß und die Tränen - wir sehen einen Soulsänger, der uns wirklich einen tiefen Einblick in seine Seele gibt.

Der Film ist erst vor einem Monat in den USA auf DVD erschienen und in Deutschland bis jetzt nur als Import zu bekommen. Gestern aber lief der Film auf Servus TV - und ist momentan in der Mediathek zu sehen. Unbedingt gucken!

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