Freitag, 13. Februar 2015

Plattencheck Februar 2015 (1)

Hugo Montenegro / The Man From U.N.C.L.E., RCA, 1965
Der Titel führt eigentlich in die Irre, denn Hugo Montenegro hat die Musik aus dieser Spion-Serie der 60er (mit Robert Vaughan und David McCallum in den Hauptrollen) "nur" arrangiert; allerdings mit ordentlich viel Pep. Die Kompositionen stammen von Giganten wie Lalo Schifrin, Jerry Goldsmith, Morton Stevens (der auch die hervorragende Musik zu "Hawaii Five-O" geschrieben hat) und Walter Scharf, alle haben jeweils drei Tracks beigesteuert. Kein Titel ist gigantisch, aber alle grooven gut und die Bandbreite der Stile ist beeindruckend: Rumba, Bossa Nova, lässige Lounge-Klänge, schrammelige Surfer-Sounds, Big-Band-Bläser und Spy Jazz. Bondesques trifft auf Balladiges und es lässt sich genauso gut zu diesen (leider mit 27 Minuten etwas kurz geratenen) Grooves ein Cocktail schlürfen wie die Hüfte kreisen lassen. Ein sehr stilvoller Soundtrack.


Barbara Blake & The Uniques, Same, 20th Century, 1975
Eine Northern-Soul-Diva, die zusammen mit ihrer Schwester Gwen Livsey und mit Doris Lindsey dieses Chicagoer Vokaltrio gründete und u.a. die Single "There It Goes Again" (Arden, 1970) veröffentlichte. Auf diesem Album singt Barbara Blake allerdings mit anonymen Backgroundsängern, die Uniques gab es nur noch im Bandnamen. Trotzdem enthält dieses Album außer ein paar etwas langweiligen, zu vernachlässigenden Balladen einige hörenswerte Soul-Perlen: da wäre der Gute-Laune-Garant "Superman" inklusive ausgefeiltem Streicher- und Bläserarrangement; der treibende Funk-Track "Everlasting Thrill" mit Wah-Wah-Gitarre und knackigem Bläsersatz; der gleich am Anfang mit einem Drumbreak aufwartende Song "Let Me Down Easy" und der ebenfalls einfallsreich arrangierte, energetische Liebesbeweis "I (Who Have Nothing)". Soulful.



Michel Legrand, A Matter Of Innocence, Decca, 1967
Tja, was soll ich sagen, ich liebe die Soundtracks von Michel Legrand, dem Meister melancholischer Melodien und sehnsüchtigen Streicherstreichlern. Letztere gibt es auch auf diesem (wie man bereits dem Cover ansehen kann) auf beste Weise kitschigen Soundtrack. Das geht schon beim von Matt Monro (dessen Samtstimme schon John Barrys "Born Free" und den Bond-Song "From Russia With Love" zu Klassikern gemacht hat) gesungenen Titelsong "Pretty Polly" los. Natürlich sorgt auch Legrands herrliches Thema in den verschiedensten Varianten für Schnulz-Alarm, aber darauf stehen wir ja, als bekennende Romantiker: "A Matter of Innocence" und "Singapore Swing". Das wirklich Überraschende aber ist: Legrand beweist auch auf diesem Soundtrack, dass er richtig funky sein kann: "Goodbye Mr. Critch" sorgt mit seinen Gitarren-Licks und dem coolen Bläsersound für Nackenmuskulatur-belastende Kopfnick-Bewegungen. Ganz schön cool, Monsieur Legrand.


Billy Paul, War Of The Gods, Philadelphia Int., 1973
Ein Cover, das ein bisschen an den Surrealisten Salvador Dali erinnert oder an Mati Klarwein, der u.a. das wegweisende Miles Davis-Album "Bitches Brew" mit einem unvergesslichen Albumcover versehen hat; auch dieses Cover springt sofort ins Auge und bleibt in Erinnerung. Entworfen hat es der Illustrator Roger Hane, der auch Buchcover für die "Chroniken von Narnia"-Reihe oder für den spirituell angehauchten Kultautor Carlos Castaneda gemalt und Plattencover für Cream und eben Billy Paul gestaltet hat (auch für dessen LP "Going East") und der tragischerweise mit 36 im Central Park in New York brutal überfallen wurde und an den Folgen des Überfalls starb. Dieses Cover war eine seiner letzten Arbeiten. Ähnlich wie Marvin Gaye bei "What's Going On" geht es Billy Paul hier um das große Ganze: um Religion, Philosophie und Spiritualität. Kernstück des Albums ist das geniale zehnminütige Titelstück: "War Of The Gods" baut sich langsam auf, beginnt spacig-jazzig und steigert sich dann zum energiegeladenen Club-Groover; "The Whole Town's Talking" ist ein wunderbarer Philly-Soul-Track und auch die Stücke "I Was Married" und "I See The Light" zeigen das Produzenten-Duo Gamble & Huff in Hochform. Eine Platte, die innen hält, was sie außen verspricht.





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