Freitag, 30. Januar 2015

Plattencheck Januar 2015

Woody Herman / The Raven Speaks, Fantasy, 1972
Die beiden Alben, die Saxofonist und Big-Band-Leader Woody Herman Ende der 60er mit Arrangeur Richard Evans auf Cadet Records veröffentlicht hat, gehören mittlerweile zum Funk-Big-Band-Must Have. Dass  aber auch dieses ein paar Jahre später aufgenommene Album ein paar echte Groove-Perlen enthält, war dann doch eine willkommene Überraschung. Hier trifft komplex arrangierter Big Band Jazz auf ein paar schöne Balladen (Michel Legrand's "Summer of 42" oder "Alone Again, Naturally"). Das ist nett, aber nicht umwerfend. Aber: Die Platte fasziniert Funk-Freunde vor allem durch zwei Tracks: Herbie Hancocks "Fat Mama" ist hier noch ein bisschen fetter und funkiger als im Original, dank bombastischer Bläsersätze und einem sehr zackigen Beat. Und dass Keith Jarretts "The Raven Speaks" dank eines gigantischen Big-Band-Arrangements derartig zum Kopfnicken animiert, hätte man vorher auch nicht zu hoffen gewagt. 



Tower of Power / Ain't Nothin' Stoppin' Us Now, Columbia, 1976
Das letzte gute Album der zehnköpfigen Funk-Band aus Oakland. Auch wenn die Platte nicht an die Meisterwerke "East Bay Grease" (1970) oder "In The Slot" (1975) heranreicht, so gibt es doch immerhin einen Hingucker und zwei Hinhörer. Wie so oft bei Alben von Tower of Power hat auch in diesem Fall Bruce Steinberg das atmosphärisch-coole Coverfoto geschossen. Und sowohl der Titelsong des Albums hat Ohrwurmpotenzial als auch der Gute-Laune-Garant "You Ought To Be Havin' Fun", dessen Spaßaufforderung man dank der eingängigen Melodie und dem souligen Bläserarrangement einfach erfüllen muss. Zwar kein absolutes Muss, aber ein nettes Album, das TOP-Fans zur Vervollständigung der Sammlung haben sollten, denn bei den darauffolgenden Alben spielen sich die Jungs leider zu sehr ins Disco-Delirium.



Monk Montgomery / It's Never Too Late, Chisa, 1969
Drei Alben hat der Bass spielende Bruder des Gitarristen Wes Montgomery aufgenommen, dieses ist das erste, das er höchstwahrscheinlich mit den Jazz Crusaders als Band eingespielt hat. Die Liner Notes geben zwar über die Besetzung der Band keinen Aufschluss, dafür aber über die Arrangeure - und das sind eben die Crusaders-Mitglieder Joe Sample, Wilton Felder und Wayne Henderson, der das Album nicht nur größtenteils arrangiert, sondern auch produziert hat. Die Mischung der zehn Songs reicht von Blues über Straight-Ahead-Jazz bis zu funky Jazz. Die Arrangements sind manchmal etwas eigenartig, in einigen Fällen aber auch sehr faszinierend. Es gibt zwar keinen Song, der mich restlos begeistert, aber zumindest bei drei Tracks trifft ein knackiger Beat auf coole Bläsersätze. Anspieltipps sind: "Can We Talk To You", "A Place In The Sun" und "It's Never Too Late". 



Michel Legrand / The Happy Ending (Soundtrack), United Artists, 1969
Ein Jahr nachdem Michel Legrand zusammen mit dem Songschreiber-Ehepaar Alan und Marilyn Bergman für den Song "The Windmills Of Your Mind" ("The Thomas Crown Affair") einen Oscar gewonnen hatte, tat sich das Erfolgstrio für die Musik zu diesem Richard Brooks-Film wieder zusammen. Das Ergebnis: ein weiterer Song, der Soundtrackgeschichte geschrieben hat, ein weiterer Melodie-Meilenstein in Legrands legendärer Karriere: "What Are You Doing The Rest Of Your Life?", in zwei gesungenen und in zwei instrumentalen Versionen auf der LP zu finden. Allein deswegen lohnt sich die Anschaffung dieses mittlerweile auch auf CD wiederveröffentlichten Soundtracks. Und wer auf sanfte Streichel-Streicher steht wird - wie immer bei Legrand - auch hier genug Ohrenschmelz verabreicht bekommen.



Michel Legrand / The Windmills Of Your MInd (Compilation), United Artists, 1969
Sieht aus wie eine x-beliebige Michel-Legrand-Compilation, die mit dem Academy Award-Sticker Eindruck schinden will, ist aber sehr viel mehr als das. Klar, der Oscargewinner "The Windmills Of Your Mind" läutet gleich die erste Seite ein und auch die anderen beiden stärksten Stücke vom "Thomas Crown Affair"-Soundtrack sind zu hören ("A Man's Castle" und "His Eyes, Her Eyes"); das eigentliche Highlight aber bilden drei Tracks aus dem Film "La Piscine" - "Der Swimming Pool" heißt der sehr sehenswerte Film mit Alain Delon und Romy Schneider in der deutschen Fassung. Und diese drei Stücke sind auf Vinyl nur sehr schwer oder eben nur auf dieser LP zu bekommen - und da alle drei Legrand auf dem Höhepunkt seines Soundtrack-Schaffens zeigen, ist diese Compilation sehr zu empfehlen. "La Piscine", "Ask Yourself Why", gesungen von Sally Stevens, und "Souvenirs" sind allesamt großartig. Dazu gibt's noch drei Kompositionen aus "The Young Girls of Rochefort" und das "Jazz Theme" aus "Play Dirty". Lässiger Legrand-Sound vom Allerfeinsten.

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